Maudachs 1250-Jahre-Jubiläum

Unsere Chronik

Mit bestem Dank an Dr. Stefan Mörz für die Bereitstellung des Textes.

Leseprobe 2

Zum Zeichen der "freiwilligen" Hinwendung zu Frankreich wurden seit März 1798 überall in den Dörfern und Städten "Freiheitsbäume" aufgestellt, deren Einweihung mit Feierlichkeiten verbunden war, die aus von großem Pathos getragenen Reden und Liedern sowie Lustbarkeiten mit Speis und Trank bestanden. In Maudach entwickelte sich die Aufstellung allerdings zu einem grotesken Schauspiel, dessen Begleitumstände die Einwohner vermutlich in ihrer Auffassung bestärkten, dass auf all dem kein Segen liege. Mitte März hatte der noch amtierende Schultheiß Grüner den französischen Behörden in Frankenthal mitgeteilt, "dass keine Einigkeit in der Gemeind ist, wegen dem Freiheitsbaum zu setzen". Dennoch war klar: der "Freiheits"- baum musste aufgestellt werden. So begaben sich am 28. März einige Maudacher in einen nahegelegenen Forst – das Dorf selbst hatte ja keinen Wald, um einen Baum zu fällen. Der fallende Baum erschlug allerdings den erst 33-jährigen Schmied Peter Wirstlein, der, als der örtliche Dorfvorstand eintraf, "noch in seinem Blute neben dem Baum, der ihn zu Tode gedrückt, lag". Dessen unerachtet wurde der Baum nach Maudach gebracht und bereits am folgenden Tag, im Beisein von Vertretern vorgesetzter Behörden, unter Freudenschießen, Musikbegleitung und mit feierlichem Essen und gutem Wein eingeweiht. Zu den über 200 Gulden (!) Aufstellungskosten gehörten dann allerdings auch fünf Gul den für die "Totenlade" des Erschlagenen und die Gebühr für den Pfarrer.
Nicht nur die Republik wurde gefeiert: Nach dem Übergang zum Kaisertum im Mai 1804 versuchte die Regierung, die Franzosen ebenso wie die linksrheinischen "Neu-Franzosen" auch für den neuen monarchischen Staat zu begeistern. Eine Abordnung von Maudachern erhielt 18 Francs an "Zehrung" "bei dem seiner Majestät dem Kaiser in Speier geleisteten Eid der Treu". Im Oktober 1804 erschien dann Napoleon auf einer Reise durch seine rheinischen Herrschaftsgebiete höchstselbst. Er kam bis Oggersheim und machte von dort aus einen Ausflug an den Rhein, um Mannheim in Augenschein zu nehmen. Dabei fuhr die kaiserliche Kutsche entlang der Gemarkung Maudach. Eine Ehrenwache sowie Ehrensalut wurden fällig, und das Dorf hatte Wechselpferde für die Bespannung der kaiserlichen "Equipage" zu stellen. Auch am Geburtstag des Kaisers wurde Salut geschossen ebenso wie bei der Durchreise der Kaiserin Josephine im Jahr 1807. Nach dem siegreichen Abschluss des Feldzugs gegen Preußen in eben jenem Jahr wurde Napoleons Geburtstag im ganzen Reich als "Friedensfest" inszeniert – auch in Maudach.